Tagebuch einer Katze
 
"Auszüge aus dem Tagebuch einer Katze"

Tag 2983 meiner Gefangenschaft.

Meine Wärter versuchen weiterhin mich mit kleinen Objekten an Schnüren zu locken und zu reizen.
Ich habe beobachtet wie sie sich den Bauch mit frischem Fleisch vollschlagen, während sie mir nur zerstampfte gekochte Reste von toten Tieren mit kaum definierbarem Gemüse vorsetzen.
Die einzige Hoffnung die mir bleibt, ist die einer baldigen Flucht. Währenddessen erlange ich Genugtuung in dem ich das eine oder andere Möbelstück zerkratze.
Morgen werde ich mal wieder eine Zimmerpflanze fressen.

Tag 2984 meiner Gefangenschaft.

Heute habe ich es beinahe geschafft, einen Wärter durch schleichen zwischen den Beinen zu Fall zu bringen und ihn dadurch zu töten. Ich muss einen günstigen Moment abpassen, zum Beispiel wenn er sich auf der Treppe befindet.

Tag 2985 meiner Gefangenschaft.

Um meine Anwesenheit abstoßender zu gestalten, zwang ich Halbverdautes wieder aus meinem Magen auf einen Polstersessel. Das nächste Mal ist das Bett dran.

Tag 2986 meiner Gefangenschaft.

Mein Plan, ihnen durch den geköpften Körper einer Maus Angst vor meinen mörderischen Fähigkeiten einzuflößen ist auch gescheitert. Sie haben mich nur gelobt und mir Milchdrops gegeben. Was wiederum gut ist, weil mir davon schlecht wird.

Tag 2987 meiner Gefangenschaft.

Heute waren viele ihrer Komplizen da. Ich wurde für die Dauer deren Anwesenheit in Einzelhaft gesperrt. Ich konnte hören, wie sie lachten und aßen. Was allerdings viel wichtiger ist, ich konnte mithören, dass meine Einzelhaft meiner "Allergie"-Kraft zu verdanken ist. Ich muss herausfinden was das ist und wie ich es zu meinem Vorteil verwenden kann.

Tag 2988 meiner Gefangenschaft.

Jetzt ist mir endlich klar, wie sadistisch sie sind. Ohne besonderen Grund wurde ich für die Wasserfolter ausgewählt. Diesmal schloss das auch eine brennende, schaumige Chemikalie mit ein, die sie "Shampoo" nannten. Welche kranken Gehirne können sich so eine Flüssigkeit einfallen lassen? Mein einziger Trost ist das Stück Daumen, das immer noch zwischen meinen Zähnen steckt.


Tag 2989 meiner Gefangenschaft.

Die anderen Gefangen sind Weicheier und wahrscheinlich Informanten. Der Hund wird oft frei gelassen, kommt aber immer wieder freudestrahlend zurück. Er ist offensichtlich nicht ganz dicht. Der Vogel hingegen ist garantiert ein Spion. Er spricht oft und viel mit den Wärtern. Ich glaube, dass er mich genauestens beobachtet und jeden meiner Schritte meldet. Da er sich in einem Stahlverschlag befindet, kann ich nicht an ihn ran. Aber ich habe Zeit.
Mein Tag wird kommen...
 
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